Vor über 5 Jahren waren wir auf Hochzeitsreise in Costa Rica und New York und haben diese Reise teilweise dokumentiert (Texte: von meinem Mann, Bilder: von mir).
Posted on 22 December 2009
Houston George Bush Airport, 8:00 a.m.
Mit unseren Standby-Tickets gehen wir frohgemut zu unserem Flugsteig, an dem wir voraussichtlich den ganzen Tag verbringen werden. Die Flüge gehen gleichmäßig verteilt um 9, um 10, um 11 und um 18 Uhr. Das ist ein bisschen wie Adventskalender. Kaum haben wir unsere Schuhe nach der Sicherheitskontrolle wieder an, beschließen wir, nochmal beim Continental Customer-Wohlfühlcenter vorbeizuschauen, vielleicht gibt’s ja was Neues. Dort angelangt, erhalten wir die Information, dass es mit dem Standby immer noch so aussieht wie gestern, nämlich gar nicht gut. Was uns am Vorabend keiner verraten hat: Auch die Maschinen dieses Tages sind überbucht und feste Buchungen haben Vorrang vor Standby. Wir sind also irgendwas bei Nummer 8 und 9 oder so. Aber Continental-Mitarbeiter haben immer einen Plan B parat: Sie, Sally, Pamela oder wie auch immer sie hieß, könne uns an diesem Tag sicher nach San José bringen. Nur nicht direkt, natürlich. Aber es gebe da sichere, fest buchbare Plätze in der Maschine nach Ciudad de Panamá und von dort aus gebe es einen ebenso sicheren Weiterflug mit einer kleinen Partnergesellschaft nach San José. Getreu unserem neuen Motto „Alles ist besser als Standby“ nehmen wir dieses Angebot an. Panama stand so gar nicht auf unserem Reiseplan, also gibt es keinen Grund, nicht auch noch da hin zu fliegen. Um 9 Uhr geht dann also unser nächster ungeplanter Flug – nach Panama.
Aeropuerto Internacional de Tucumen, Panamá, 14:30 Uhr
Oh, wie schön ist Panama. Jetzt können wir mitreden, solange sich der Lobpreis der Schönheit dieses zentralamerikanischen Präsidialrepublik auf Überfluggebiete und den Flughafen bezieht. Immerhin haben wir den Panama-Kanal gesehen. Schon gewusst: Die Währung Panamas heißt Balboa. Mir ist auch ein wenig nach Faustkampf.
Den Weiterflug übernimmt übrigens Copa Airlines. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nichts von dieser Luftfahrtgesellschaft gehört. Meine Frau vermutet, dass wir mit einer Propellermaschine nach Costa Rica eingeflogen werden. Meine Gesichtsfarbe ändert sich.
San José, Aeropuerto Internacional Juan Santamaría, 22:30 Uhr Ortszeit
Wir sind da. Nur achtundvierzig Stunden später als geplant. Bis eben habe ich die Existenz von Costa Rica bezweifelt. Das Land, das man nie erreicht, eine Chimäre, der Kessel Goldmünzen am Ende des Regenbogens oder sowas wie Bielefeld. Aber jetzt haben wir costaricensischen Boden betreten. Allen Lesern rufe ich zu: Costa Rica gibt es!
Was es nicht gibt, sind störungsfreie Gepäckverschickungen. Zur Erinnerung: Wir haben unser Gepäck in Houston als Standby-Passagiere für einen Direktflug mit Continental Airlines aufgegeben, sind jetzt aber nach einem Zwischenstop in Panama mit Copa Airlines eingeflogen. Copa Airlines ist übrigens die panamaische Fluggesellschaft, alles neue kleine piekfeine Düsenmaschinen. Und in einer dieser Maschinen sind wir jetzt nach San José gehüpft. Unser Gepäck ist aber nicht auf dem Förderband, das alle anderen Passagiere dieses Fluges mit ihren Habseligkeiten ausstattet. Wir fragen nach und dürfen daraufhin in die Asservatenkammer von Continental. Leider steht unser Gepäck nicht zwischen den hier vorrätigen alten Lederkoffern, die so aussehen, als seien sie mit den Viermastern der ersten Conquistadores verschifft worden. Dann spielen wir ein bisschen Gepäckschalter-Pingpong: Copa schickt uns zu Continental und die wieder zu Copa, allerdings mit dem beruhigenden Hinweis, dass sie unser Gepäck an Copa aushändigen würden, sobald es in ihrem System wieder auftauche, derzeit könne man es dort leider nicht finden. Der freundliche Copa-Mitarbeiter versichert uns aber, dass unser Gepäck eingetroffen sei. Und er hat recht: Kaum erlischt unsere Flugnummer auf der Anzeigetafel über dem Gepäckband und damit jeder Funken Hoffnung, schon kommen unsere drei Taschen aus der Tiefe. Freud und Leid halten sich die Waage, denn wir haben zwar unsere Klamotten, aber der Mixer fehlt. Die Aufregung währt nur kurz: Zum ersten und bisher einzigen Mal wurde dieser Mixer in seinem inzwischen arg ramponierten Original-Karton als „Special Baggage“ eingestuft und auf Band 4 ausgeliefert. Mit triumphal in die Luft gereckten Armen nehmen wir unser letztes Gepäckstück in Empfang.
Das familiäre Empfangskommitee wartet schon vor der Tür, hinter Tante und Cousine liegen inzwischen auch zwei bange Tage des Wartens und Hoffens. Jetzt ist alles gut, wir beziehen unser Quartier im Gästezimmer und bekommen ein kühles Bier als Schlummertrunk. Nach deutscher Zeit ist es Mittwoch, 23.12., 7:00 Uhr. Vor 72 Stunden sind wir zuhause in ein Taxi gestiegen und haben uns auf den Weg gemacht.